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1. Die Grundzüge der Geographie - S. 132

1904 - Braunschweig : Westermann
— 132 — dem deutschen Staatenbunde ganz auszuscheiden, Preußen gründete aus den Staaten diesseit des Mains den Norddeutschen Bund und schloß mit den süddeutschen Staaten ein geheimes Schutz-und Trutzbündnis. Im Jahre 1870 vereinigten sich Nord- und Süddeutschland im ruhmvollen und siegreichen Kriege gegen Frankreich. Das deutsche Kaisertum wurde wiederhergestellt, indem König Wilhelm I. von Preußen sich am 18. Januar 1871 in Versailles zum Deutschen Kaiser proklamierte. Die deutsche Kaiserkrone ist erblich mit der Königskrone von Preußen verbunden. Im Jahre 1888 folgte dem Kaiser Wilhelm I. sein Sohn als Kaiser Friedrich und schon nach neunundneunzig Tagen in demselben Jahre sein Enkel als Kaiser Wilhelm Ii., der noch jetzt die Regierung führt. Der Kaiser steht an der Spitze des gesamten deutschen Kriegsheeres und der Marine, ihm steht die Vertretung des Reiches nach außen zu, dem Reich ist, mit Ausnahme von Bayern und Württemberg, das Post- und das Telegraphenwesen übertragen. Unter dem Kaiser leitet als oberster Beamter der Reichskanzler — der erste war bis 1890 Fürst Bismarck — die Geschäfte des Reiches; die Gesetzgebung wird von dem durch die Vertreter der deutschen Fürsten und Freien Städte gebildeten Bundesrat und dem vom Volke mittels des allgemeinen gleichen und direkten Wahlrechtes gewählten Reichstag ausgeübt. Das Deutsche Reich besteht aus fünfundzwanzig Staaten und dem unmittelbaren Reichsland Elsaß-Lothringen; es hat etwa 540 500 qkm Bodenfläche und 58 Mill. Einwohner. I. Das Königreich Preußen. § 99. Das Königreich Preußen liegt in einem großen zusammenhängenden Stücke größtenteils in der Norddeutschen Tiefebene, nur seine südlichen und besonders westlichen Gebiete greifen in das Mitteldeutsche Gebirgsland ein; es umfaßt 350 000 qkm Bodenfläche mit 34 Mill. Einwohnern, von denen etwa zwei Drittel evangelisch, ein Drittel katholisch und etwa 400000 Juden sind. Die weitaus überwiegende Mehrzahl seiner Bewohner ist deutschen Stammes, außerdem gibt es Polen (etwa 2 Va Mill.) in Posen, Schlesien und Preußen; Wenden in Brandenburg und Schlesien; Kassuben in Westpreußen und Hinterpommern; Litauer in Ostpreußen; Dänen in Nordschleswig; Franzosen und Wtallonen in den Rheinlanden. [Vergl. Diercke, Religions- und Völkerkarte des Deutschen Reiches.] Erwachsen ist der preußische Staat aus dem Kurfürstentum Brandenburg, das seit 1415 unter der Führung der Fürsten

2. Die Grundzüge der Geographie - S. 133

1904 - Braunschweig : Westermann
— 133 — aus dem Hohenzollerngeschlecht zu immer größerer Macht und Bedeutung sich emporgearbeitet hatte; es wurde ein Königreich, als Kurfürst Friedrich Iii., der Sohn des Großen Kurfürsten, sich am 18. Januar 1701 in Königsberg als König Friedrich I. in Preußen krönte. Seit dem 30. Januar 1850 hat der Staat eine Verfassung, nach welcher die Gesetzgebung durch die Krone, das vom Könige zu berufende Herrenhaus und das vom Volke zu wählende Haus der Abgeordneten ausgeübt wird. Das Königreich Preußen zerfällt in zwölf Provinzen, deren Verwaltung unter je einem Oberpräsidenten steht, mit sechsunddreißig Regierungsbezirken; man unterscheidet auch heute noch die sieben östlichen Provinzen: Brandenburg, Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Posen, Schlesien und Sachsen, die zwei westlichen: Westfalen und Rheinland, und die drei neuen seit dem Jahre 1866: Schleswig - Holstein, Hannover und Hessen-Nassau. 1. Provinz (Kurfürstentum) Brandenburg [39900 qkm. mit 5 Mill. Einw.] mit zwei Regierungsbezirken und der eximierten Stadt Berlin. § 100. Die alten Landschaften der Provinz sind die Altmark, jetzt zur Provinz Sachsen gehörig, westlich der Elbe; die Mittelmark zwischen Elbe und Oder; die Neumark östlich der Oder; die Priegnitz und die Uckermark nördlich der Mittelmark, durch die Havel voneinander geschieden. Die Nordmark (jetzt Altmark), von Kaiser Otto I. auf erobertem Slawenboden gegründet, war Albrecht dem Bären, Grafen von Askanien, vom Kaiser Lothar im Jahre 1134 verliehen worden. Nachdem dieser die Priegnitz erobert und vom Ilevellerfürsten Pribislaw einen Teil der Mittelmark ererbt hatte, nannte er sich Markgraf von Brandenburg und wurde durch Kaiser Konrad Iii. reichsunmittelbar und Kämmerer des Reiches. Markgraf Otto Iii. eroberte 1250 die Uckermark und die Neumark, und der Wittelsbacher Ludwig der Römer erhielt 1356 die Kurwürde. Der Boden der Mark ist zu einem großen Teile sandig und wenig fruchtbar, vorzugsweise auf dem Fläming und in der Niederlausitz nach der schlesischen Grenze zu; nur die Uckermark hat Lehmboden und Weizenacker, schweren Boden haben auch das Oder- und Warthebruch, welche Friedrich der Große entwässert hat. Ausgedehnte Kiefernwaldungen bedecken den mageren Boden und sind nicht selten durch moorige Niederungen, Luche, aus denen Torf gewonnen wird, unterbrochen (Havelluch, Rhinluch). Doch ist die Mark nicht aller land-

3. Die Grundzüge der Geographie - S. 134

1904 - Braunschweig : Westermann
— 134 — schaftlichen Schönheit har, ihre tiefen Seen im Kranze dunkler Nadelwälder zeigen manch stimmungsvolles Landschaftsbild. Kalksteine zu den großen Bauten der Hauptstadt liefern die Brüche von Rüdersdorf östlich von Berlin, Ziegel zahlreiche Ziegeleien überall in der Provinz; Fabriktätigkeit, namentlich Tuchwebereien im Süden, und Handel sind bedeutend. a) Berlin, die Hauptstadt der Monarchie und des Deutschen Reiches, liegt zu beiden Seiten der Spree etwa 15 km vor ihrer Einmündung in die Havel an einer Stelle, wo von Norden und Süden her die hohen Ufer des Barnim und des Teltow nahe aneinanderrücken und einen leichten Übergang über das sonst breite und schwer passierbare Flußtal gestatten. Die Stadt ist erwachsen aus der Vereinigung der beiden Schwesterstädte Berlin und Köln zu einem Gemeinwesen im Jahre 1307, an welches sich dann die neueren Stadtteile, Dorotheenfriedrichslinsenstadt, Wedding, Gesundbrunnen, Moabit u. a. angeschlossen haben. Berlin zählt gegenwärtig 1900000 Einwohner, es ist reich an großartigen Monumentalbauten und hervorragenden Denkmälern, der Hauptknotenpunkt des mitteleuropäischen Eisenbahnnetzes, der Sitz aller Zentralbehörden des Deutschen Reiches — mit Ausnahme des Reichsgerichtes, das sich in Leipzig befindet — und von Preußen, der erste Platz Deutschlands in bezug auf Wissenschaft, Kunst und Binnenhandel. b) Regierungsbezirk Potsdam. Potsdam, zweite Residenzstadt, in herrlicher Lage, von der Havel und ihren Seen umgeben; in unmittelbarer Nähe liegen zahlreiche königliche Schlösser: Sanssouci, das Neue Palais, das Marmorpalais, Schloß Glienicke, Babelsberg u. a. m. In der Garnisonkirche sind beigesetzt König Friedrich Wilhelm I. und sein Sohn Friedrich der Große, in der Friedenskirche ihr Erbauer König Friedrich Wilhelm Iv. und Kaiser Friedrich. Charlottenburg an der Spree (190000 Einw.), nur durch den Tiergarten von Berlin getrennt und südlich desselben schon mit Berlin verwachsen, mit technischer Hochschule und königlichem Schloß und Park, in letzterem das Mausoleum, die Ruhestätte des Königs Friedrich Wrilhelm Iii. und seiner Gemahlin, der unvergeßlichen Königin Luise, sowie ihres großen Sohnes, des Kaisers Wilhelms I., und seiner Gemahlin, der Kaiserin Augusta. Im Süden und Südwesten stoßen an die Weichbildgrenze Berlins die Städte, früheren Landgemeinden Rixdorf und Schöneberg. Spandau, die Zitadelle von Berlin mit großartigen Geschütz-und Gewehrfabriken, am Zusammenfluß von Spree und Havel. Brandenburg an der Havel, als Brennabor einst die alte Wendenhauptstadt der Landschaft. Prenzlau, die alte Hauptstadt der Uckermark, am Nordende des Uckersees. Eberswalde am

4. Bd. 6 - S. 61

1846 - Braunschweig : Westermann
O est rei chi sch e Kaiser. 61 hat einen Charakter van Geringfügigkeit selbst von Erbärmlichkeit*), der frei- lich noch mehr den Umstanden als der Persönlichkeit des Regenten zuzuschreiben ist, doch immer einen kläglichen Kontrast bildet mit der gleichzeitigen, an großen Thaten und Umwälzungen so reichen Geschichte der meisten anderen Staaten in Europa. Das weltbistorisch Merkwürdige, was unter ihm in Lein großen Reiche der Teutschen während mehr als eines halben Jahrhunderts geschah, läßt sich auf wenig Blättern darstellen, und das Wichtigste davon ist nicht einmal Aeußerung teutscher Kraft, sondern theils Werk des blinden Zufalls, theils blos von außen gekommene Einwirkung gewesen. Welche Grundsäze Friedrich Iii.**) in kirchlichen Angelegenheiten be- folgt, unter wessen Einfluß, in welchem Geiste er die Konkordate der teutschen Nation mit dem Papste geschlossen habe (17. Februar 1448), davon wird in der Kirchcngcschichte (s. Abschnitt Ii. Kap. 2.) die Erzählung folgen. Hier nur so viel, daß mehr der Papst als die teutsche Nation dem Kaiser für solche Arbeit zum Dank verpflichtet war, und daß ein einsichtsvollerer oder energischerer Fürst den niuthigen Sinn der in Basel versammelten Väter wohl znm entscheidenden Siege des Rechtes über Anmaßung, der Vernunft über Vorurtheile benüzen und die Reformation ohne Spaltung hätte be- wirken mögen. Dreimal wurde Friedrich gekrönt: in Nachen (1442) als römischer König, in Nom aber, wo er zugleich seine Vermählung mit Eleonora von Portugal feierte (1432), als König Italiens und als Kaiser. Mai- land, wo die italische Krönung sonst geschah, gehorchte damals Franz Sforza's feindseliger Macht, und Friedrich fand sich nicht versucht, die Ncichs- rcchte wider einen so streitbaren Gegner zu behaupten. §. 23. Begebenheiten in Teutsch land. Die Begebenheiten in Teutsch land während Fricdrich's Negierung sind größtentheils nur für die Partikulargeschichten von dessen einzelnen Provinzen, nicht aber für die Welthistorie merkwürdig. Die Schwäche des Kaisers mun- terte die Ruhestörer auf und ließ das Reich ohne Stüze. Mit neuer Wuth erhoben sie die Befehdungen, nicht blos zwischen Ständen und Ständen, *) „Prince de petit coeur." Commines. **) Dbcr micf) Iv., rocnn niait Friedrich den S chvnen. bcv jedoch die Kaiser- Krônung nicht cmpfing, mit in die Dicitjc nimmt.

5. Bd. 7 - S. 175

1846 - Braunschweig : Westermann
175 Fünftes Kap. Die Zeiten Pbilipp's H. u. Iii. Durch diesen Bund krönte Wilhelm sein großes Werk. Nur scheinbar ward Spaniens Oberherrschaft darin noch anerkannt, und bald, als eine abermalige Achtserklärung gegen Oranien erging, ward Philipp der Gehor- sam feierlich aufgesagt und der Bund zum unabhängigen Staate erklärt (26. Juli 1581). Auch das Ansehen des Duc d'alen^vu, den man zum Fürsten dieser Länder ausgcrnfcn, war von kurzer Dauer. Mißbrauch der Gewalt machte bald ihn derselben verlustig; auch starb er schon 1583; wor- auf Wilhelm von Oranien anerkannt — doch mehr durch freiwilliges Vertrauen, als durch förmliche Huldigung an der Cpize des neugcschaffenen Staates stand Nicht auf lange! In dem folgenden Jahre 1584 ward er meuchelmör- dcrisch erschossen von dem Hochburgnnder Balthasar Gerhard, welchen nach dem Preise gelüstetete, den Alexander von Parma auf des Helden Kopf gesezt. Wilhelm war reich geboren und reich vermählt; aber er starb arm, wie einer der großen Alten, und hintcrließ seinen Söhnen als kostbares Erb- thcil sein Beispiel §. 10. Verfassung. Der Tod Wilhelms war ein desto härterer Schlag für die Republik, da der kühne Alexander von Parma mit raschem Schritte seine Eroberun- gen fortsezte, Dünkirchen, Brügge, Gent, Brüssel, Mecheln und nach verzweifelter Gegenwehr selbst das starke Antwerpen 1585 be- zwang, während der jugendliche Freistaat, des Bandes einer geregelten Ver- fassung noch ermangelnd, der einheimischen Parteiung und den Ränken der auswärtigen Politik preis lag. Denn die utrcchtcr Union war nach ihrem Zwecke und Inhalte bloser Kriegsbund; erst im Laufe der Zeit und durch den Strom der Ereignisse hat daraus ein Staatensystem sich gebildet. Damals ward die Kunst nicht verstanden. Staatsverfassnngen nach Grnnd- säzen zu erschaffen; der politischen Ideen gab cs nur wenige und unklare; man kannte nur partikuläre Freiheiten und Gebräuche; Systeme poli- tischer Einrichtungen nicht. Also dachte man nicht an Veränderung der Lo- schen Adels und vieler Städte geschah erst etwas später, Oberysscl »nd die Stadt Sri« ii i ” oe u traten erst 1580 und 1594 bei. Dagegen waren zeitlich auch andere Provinzen und Städte in den, Bunde begriffen.

6. Bd. 8 - S. 47

1846 - Braunschweig : Westermann
47 Zweites Kap. Die Zeiten Ludwig's Xiv. rer Triple-Allianz nicht minder vergessend, ihnen alle Hilfe verweigerte, und den älteren Bund mit Frankreich, gleichfalls gegen Geld, erneuerte. So ungeheuere Vorbereitungen zur Erdrückung der kleinen Republik hatte Nachsucht dem König eingegeben. Nicht ein Grund zum Kriege war zu finden. Man nahm Zuflucht zu armseligen Beschwerden über einen Zolltarif, über einige Zeitungsartikel, über eine angeblich auf van Beuning geschlagene Medaille und über ein Bild, Cornelius de Witt als Sieger- darstellend. Die Bitten Hollands um Friede wurden schnöde zurückgewiesen. Schweigend sahen der Kaiser, das teutsche Reich und Spanien das aufsteigende Gewitter. Dazu kam die Spaltung im Inneren der Republik, der unversönliche Haß der Freunde und Feinde des Hauses Oranien, der schlechte Zustand des vernachlässigten Militairwescns und die feile Gesinnung vieler Befehlsha- der und Magistrate. Holland schien verloren. Auch eroberte der König in Monatsfrist das meiste Land diesseits des Rheins und, nach dessen Uebcrsezung (12. Juni 1672), auch Utrecht, Geldern und einen Theil von Holland mit mehr als vierzig Festen. Hier Schrecken, dort Vcrräthcrci öffnete ihm derselben Thore. Schon war Na er- den gefallen; noch einen Schritt, und es fiel auch Amsterdam und mit Amsterdam die Republik. §. 14. Wilhelm Iii. von Oranien. Ermordung der Brüder de Witt. Wilhelm Iii. von Oranien ward ihr Netter. So wie die Gefahr hereinbrach, hatte man ihn, den zweiundzwanzigjährigen Prinzen zum Gene- ralkapitain ernannt. Das Volk bedarf vor Allem eines Namens, wo es ver- trauen soll. Aber bald entfaltete sich auch das Talent des seines Namens würdigen Prinzen. Noch hatte er keine Schlacht und keine Belagerung gese- hen; aber er beflrß die Tugenden des Feldherrn und Staatsmannes, und war ausgestattet mit allen Kenntnissen, welche durch eifriges Studium zu er- werben, und welche die Grundlage sind einer guten Geschäftsführung in Krieg und Frieden. Mäßig, selbstbeherrschend, verschwiegen, standhaft, kühn, unermüdlich, vorbereitet zu jeder großen That, betrat er den Schauplaz. Er begriff die Wichtigkeit des Augenblicks, für ihn Selbst, wie für das Vater- land. Die Thaten seiner Väter standen ermunternd vor ihm; ähnlicher Ruhm

7. Bd. 8 - S. 263

1846 - Braunschweig : Westermann
263 des siebenjährigen Krieges. niz einnahm (1. Okt.), während in Pommern ein neues russisches Heer unter Romanzow die Feste Colberg belagerte, und nach der hartnäckigsten Vertheidigung des tapferen Heyden zur Ucbcrgabe zwang (16. Dez. 1761). So wichtige Verluste, und welche noch schwerere für die Zukunft droh- ten, beugten den preußischen Helden. Zwar hatte er gegen die Schweden seine alte Ueberlcgenheit auch in diesem Jahre behauptet, und hatten die Prin- zen von B r a u n s eh w e i g nach dem wechselvollsten Kämpfe wider die weit stärkeren französischen Heere unter B r o g l i o, Soubise und d ' Etrees (welcher Leztcre an Broglio's Stelle getreten) den Feldzug im Ganzen glorreich und ohne Verlust geendet: aber Dieses mochte keine Rettung geben wider die Hauptfeinde. Zudem war seit König G e o r g' s Ii. Tode (28. Okt. 1760) die Verbindung mit England loser geworden. Georg Hl, von dem Grafen von Bute geleitet, hatte den Eifer seines Großvaters für Friedrich nicht. Die verheißenen Hilfsgelder wurden zögernd entrichtet und endlich zurückgezogen. Friedrich sah sich auf seine eigene, hart erschütterte und fast erschöpfte Macht beschränkt. Auch ein im März 1761 mit der Pforte geschlossener Freundschaststraktat war noch ohne Früchte geblieben. Des Königs Untergang schien endlich entschieden. Da trat das Schicksal in die Mitte, und rettete den durch eigene Kraft kaum mehr Errettbaren. Die Kaiserin Elisabeth von Rußland starb (3. Januar 1762). Ihr Thronfolger, Peter Iii., schon längstens Friedrich's Bewunderer, ließ augenblicklich ab vom Kampfe. Schon am 16. März wurde der Waffenstillstand und am 3. Mai der Friede mit Preu- ßen geschlossen. Alles Eroberte gab Rußland zurück; zugleich versprach es, den Frieden mit Schweden zu fördern. Bereitwillig nahm auch diese Macht denselben an (12. Mai 1762), sich mit dem vor dem Kriege gewe- senen Stande begnügend. Nicht nur Frieden, auch B ü n d n i ß schloß Peter mit Friedrich (Juni), wornach 20,000 derselben Russen, welche bisher als Hilfstruppen Oestreich zur Seite gestanden, unter Czernischef in's Lager des Königs zogen. Zwar verließen sie dasselbe wieder, als Katharina Ii., welche durch einen plözliche Revolution den Thron ihres unglücklichen Gemahles bestiegen, die Allianz widerrief, blos den Frieden bestätigend: aber auch ihre kurz dauernde Hilfe hatte wesentlichen Vortheil gebracht, und ohne Dies sah Preußen, als jezt von zwei Feinden befreiet, seine Ueberlcgenheit hergestellt.

8. Bd. 8 - S. 314

1846 - Braunschweig : Westermann
314 Vierzehntes Kap. Kaiser Joseph Ii. Aber schon vor dem Abschluß des Fürstenbundes, auf die blose Kunde von der Protestation Zw ei brücke ns und der preußischen Intervention, war Kaiser Joseph abgestanden von dem nunmehr unausführbaren Projekte. Rußland trat zurück, sobald der Widerspruch laut geworden; und Oest- reich protcstirte feierlich gegen die Anklage, als habe es anders, als im Wege eines ganz freiwilligen Ucbereinkommnisscs das Tauschprojekt be- trieben. Nicht lange nachher starb König Friedrich Ii. (17. Aug. 1786)*), welchen Wahrheit den Großen, Abgötterei den Einzigen nennt. 8- 9. Streit mit Holland. Selbst gegen Holland, welches nicht weniger durch selbsteigene Erschlaf- fung, als durch das neucntstandene enorme stlebergcwicht der präpotenten Kon- tinental-Mächte zur politischen Unbcdcutsamkeit hcrabgesnnkcn war, gewann Joseph Nichts. Den Barriere-Traktat zwar, dessen Unnatürlichkeit ihm auch die Haltbarkeit nahur, zernichtete Joseph. Die Holländer, deren Be- sazungcn man schon seit dem aachcner Frieden den Sold verweigerte, räum- ten die schlecht unterhaltenen Festungen (welche nachmals großentheils ge- schleift wurden); aber bei den aus dem Titel der Grenzberichtigung er- hobenen Forderungen Oestreichs und bei der leichter zu rechtfertigenden For- derung, daß die Schelde dem östreichischen Handel geöffnet werde, erfuhr Kaiser Joseph, der sich auf Frankreichs Freundschaft verlassen hatte, den im Kabinet von Versailles über seine Partei triumphirenden Widerstand des Ministers Vergcnnes, welcher den Holländern Hilfe verhieß gegen die Zumuthungcn Oestreichs. Es ließ sich zum Kriege an. Die Holländer hatten zweimal mit Gewalt die Schiffe zurückgewiesen, die unter kaiserlicher Flagge die Schelde herabsuhren. Entrüstet griff jczt der Kaiser zum Schwert; aber die ungünstige Erklärung Frankreichs und die abholde Stimmung mehrerer anderer Kabinette bewogen ihn gleich wieder zum Frieden. In Paris *) Die Zahl der Lebensbeschreibungen Friedrichs Ii. oder der Lobschristen, Anekdotensamm- lnngcn rc. Über und von ihm ist sehr grotz; theils von ungenannten Verfassern, theils von Voltaire, de la Vaux, Hanimcrdvrfer, C. de Guibcrt, v. Seyfart, Garbe, v. Zimmermann, Fr. Nikolai, Büsching, Baron de la Mvtte-Fouqus, W- Gillies u. v. A.

9. Bd. 8 - S. 53

1846 - Braunschweig : Westermann
83 Zweites Kap. Die Zeiten Ludwig's Xiv. das Heer an sich gezogen; wer zurückgeblieben, war meist kampfunfähig oder ohne Lust zum Streite. Dies war das lezte Aufgebot der Ritter. Nach langen Unterhandlungen, welche bereits 1676 zu Nimwegen be- gonnen, schloß endlich Holland den 10. August 1678 seinen besonderen Frieden mit Frankreich. Mit vieler Kunst hatte die ränkevolle Politik Ludwig's solche Lostrennung Hollands von der gemeinen Sache bewirkt. Der Prinz Wilhelm wünschte diesen Frieden nicht. Der große Staatsmann überschaute die allgemeinen europäischen, nicht blos die holländischen Interessen; auch mochte der Krieg ihm Gelegenheit zur Erweiterung seiner Gewalt in Holland geben. Aus eben diesem Grunde begehrten die Republi- kaner laut den Frieden, und der Handclsgeist der Nation untcrstüzte ihren Wunsch. Der König verhieß nun denselben Holländern, zu deren Vernichtung er den Krieg begonnen, eine völlige Wiederherstellung. Nur auf Unkosten der Alliirten, welche für Holland die Waffen ergriffen hatten, sollte seine Be- friedigung geschehen. Neben den Gesandten Frankreichs und Hollands befanden sich auf dem Kongreß zu Nimwegen auch jene des Kaisers, des Kurfürsten von Brandenburg u. a. Reichsfürsten; dann die von Spanien und von Schweden, endlich auch jene des Papstes und des Königs von England, als der gemeinschaftlich anerkannten Vermittler. Aber nicht nur in Nim- wegen, woselbst kleinlicher Formalitätenstreit das Hauptwerk verzögerte, son- dern auch an den verschiedenen Höfen, zumal an jenem in London, wurde verhandelt. Durch die schamloseste Bestechung erhielt Ludwig den immer gold- durstigen König Karl Ii. und sein feiles Ministerium selbst dann noch in Frankreichs Interesse, als der Prinz Wilhelm mit des Königs Nichte sich vermählt hatte. Zwar 1678 machte England Miene, sich gegen Frankreich zu erklären; es kam eine Allianz mit Holland zu Stande (26. Juli), und ein englisches Truppenkorps zog den Verbündeten zu Hilfe. Allein Alles war nur Schein. Karl bewog dadurch den König von Frankreich zu neuen Geld- geschenken und untcrstüzte nach wie vor dessen Sache, durch geheime Intri- guen das Parlament, die Nation, ja seinen eigenen Gesandtem im Haag, den edlen Tempie und dessen Gefährten Jenkins betrügend. Also kam der Separatfriede zu Stande, wiewohl Templc und Jcnkins ihn zu unter- zeichnen verschmähten

10. Bd. 11 - S. 508

1846 - Braunschweig : Westermann
806 Erstes Hauptstück. Farben des Hauses Oranien zu tragen; und der Stadtrath fand zur Be- schwichtigung der Volksleidcnschaften es angemessen, das alte schwarz-roth- gelbe Banner der Provinz Brabant aufstecken zu lassen. Damit war in den Augen des Volkes zugleich eine Lossagung von der holländischen Herrschaft ausgesprochen; bald wehten in allen Orten der Provinz die brabanter Farben. Die Bewegung griff weiter und weiter um sich; überall traten die Bürger- garden unter die Waffen und die Truppen, die keinen Befehl hatten, sich zu widersetzen, zogen sich in ihre Kasernen oder in die Werke und hinter die Walle der festen Plätze zurück. Von Brüssel, Lüttich und Namur wurden Abordnungen nach dem Haag geschickt, um von dem Könige ungesäumte Ein- berufung der Generalstaaten, Abstellung der gerechten Beschwerden der Belgier und die Entlassung des Justizministers van Maanen zu erbitten. Der ersten Forderung war der König bereits zuvorgekommen, indem er aus eigener Be- wegung die Generalstaaten auf den 13. September nach dem Haag berufen. Dadurch wurde auch die zweite Forderung erledigt, da die Abstellung der Beschwerden verfassungsmäßig nur von den Gencralstaaten ausgehen konnte. Die Verabschiedung van Maanens aber wurde zwar nicht geradezu als Zuge- ständniß an die unzufriedenen Provinzen, doch wenige Tage nach der Audienz der Abordnungen in der schonenden Form der Annahme eines Entlassungs- gesuches bewilligt. Schon vor der Ankunft der Abordnungen hatte der König seine beiden Söhne, den Prinzen von Oranien und den Prinzen Friedrich, nach den süd- lichen Provinzen entsandt, den ersten, weil er hoffte, daß derselbe durch seine Volksbelicbtheit aus die Beruhigung der Gemüther einwirken könne, den andern, um als oberster Befehlshaber der bewaffneten Macht die erforderlichen mili- tairischen Maßregeln zu ergreifen. Der Prinz von Oranien, bevollmächtigt, zur Herstellung der Ordnung alle Anstalten zu treffen, welche die Umstände erheischen würden, begab sich auf die Einladung einer ihm nach Antwerpen entgegengeschickten Abordnung, nur von seinen Adjutanten begleitet, nach Brüssel, wo er mit dem Rufe: „Es lebe der Prinz! Es lebe die Freiheit!" empfangen wurde. Er ernannte einen aus dem angesehensten Männern zu- sammengesetzten Ausschuß, der ihm die Maßregeln vorschlagen sollte, welche geeignet wären, die glühe und das Vertrauen zurückzuführen. Aber die Be- wegung, die anfangs nur auf ein unbestimmtes Ziel gerichtet war, hatte in der Zwischenzeit einen bedeutenden Fortschritt gemacht. Allgemein sprach sich
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